Wir glauben, jede und jeder hat die Chance auf einen Neuanfang verdient. Wir unterstützen Dich dabei, frühere Entscheidungen zu überdenken und helfen Dir dabei neue Wege zu finden und zu gehen. Das bedeutet unter anderem:
Jeder Mensch ist anders und jeder Ausstieg läuft unterschiedlich ab. Unsere Arbeit verläuft auf Augenhöhe und ist geprägt von Respekt und Wertschätzung – Deine persönlichen Bedürfnisse sind uns wichtig. Zusammen mit Dir arbeiten wir an der Umsetzung DEINER Ziele.
Unsere Beratung und Begleitung sind freiwillig, kostenfrei, absolut vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Die Beratung findet an einem neutralen Ort Deiner Wahl statt.
Du bist in der rechtsextremen Szene unterwegs und möchtest diese hinter dir lassen. Du weißt aber nicht wie? Distance – Ausstieg Rechts ist ein gemeinnütziges und zivilgesellschaftliches Ausstiegsprogramm für Nord-West und Süd-Niedersachsen, welches Personen die sich antidemokratischen, rechtsextremen und menschenverachtenden Gruppierungen zugewandt haben, auf dem Weg zurück in die Zivilgesellschaft unterstützen soll.
Jeder Fall ist individuell und wird nicht wie am Fließband abgearbeitet. Wir unterstützen dich beim Ausstieg, ganz egal in welcher Phase du dich derzeit befindest.
Du nimmst zu uns Kontakt auf – Per Telefon, über unser Kontaktformular oder per Mail.
Wir vereinbaren ein erstes Gespräch an einem neutralen Ort, an dem Du Dich sicher fühlst.
Wenn Du Dich zum Ausstieg aus der rechten Szene mit unserer Unterstützung entscheiden solltest, beginnt jetzt Dein Weg in ein neues Leben. Gemeinsam und auf Augenhöhe! Alle weiteren Schritte werden mit Dir abgesprochen und zusammen mit Dir vereinbart.
Frank (25) hat, als er 13 Jahre alt war durch seine Peer-Group in der Schule zur extrem rechten Szene gefunden. Innerhalb seiner Klasse wurde Frank eine ganze Zeitlang von seinen Mitschüler:innen gemobbt und aus dem Klassenverband häufig ausgeschlossen. Durch seine Liebe zur Musik, wurde Frank auf Rechtsrock aufmerksam und fand dadurch bei einer einschlägig rechtsextremen Gruppe Anschluss. Dadurch ist er immer mehr in die extrem Rechte Szene eingetaucht. Hier wurde seine musikalische Leidenschaft geteilt und ihm der Zusammenhalt und Zugehörigkeit einer Kameradschaft aufgezeigt.
Bei einer Veranstaltung seiner Lieblingsrockband, wurden ihm durch eine, von seinen Kameraden angestachelte, Großschlägerei mit stark Verletzten, Irritationen gesetzt, die den Zusammenhalt von Frank zur Gruppe erschüttert haben. Es war für Frank, durch den unausgesprochenen Zusammenhalt der Kameraden, zu Beginn der Schlägerei selbstverständlich, dass er sich an der Schlägerei beteiligt, obwohl er den eigentlichen Grund für diese Schlägerei nicht nachvollziehen konnte. Durch die Kameradschaft fühlte sich Frank trotz der auftauchenden Verunsicherungen verpflichtet, seinen Kameraden beizustehen.
Dies zog für Frank eine Gefängnisstrafe nach sich, die ihn von seinen Kameraden abgeschottete. Als er in Haft war, hat ihn keiner seiner Kameraden kontaktiert, um sich nach ihm zu erkundigen. Die einzige Nachricht, die er vor Haftantritt erhalten hat, war eine Mitteilung, dass er gegenüber den Behörden nichts über seine Kameraden verraten darf. Nach seiner Entlassung haben nur eine Handvoll Kameraden durch Treffen auf Konzerten wieder Kontakt zu Frank hergestellt.
Frank lernte vor einem Jahr, kurz nach seiner Gefängnisentlassung, seine neue feste Freundin Tamara (26) kennen, die sich mit seiner Szenezugehörigkeit von Anfang an nicht wohl gefühlt hat. Immer wieder gibt es Streit, wenn Frank sich mit seinen Kameraden trifft oder einschlägige Veranstaltungen besuchen möchte. Weil sich die Problematik immer weiter auf seine Beziehung und die baldige Geburt seines Sohnes auswirkt und Frank, durch die wachsenden Irritationsmomente seit der Haft, Zweifel an seiner Szenezugehörigkeit hat, setzt er sich durch seinen Bewährungshelfer mit der Ausstiegsberatung Distance – Ausstieg Rechts in Verbindung. Bei der Ausstiegsberatung kann sich Frank kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym eine klient:innenorientierte Beratung holen, die ihm bei dem Szeneausstieg, der Lebensplanung außerhalb der Szene und der Aufarbeitung seiner ideologischen Ansichten unterstützt.
Hierfür wurde vom Bewährungshelfer per Telefon mit der Ausstiegsberatung Distance Ausstieg Rechts Kontakt aufgenommen und das Anliegen des Klienten geschildert. Daraufhin wurde ein Erstgespräch mit Frank und Berater:innen von Distance Ausstieg Rechts vereinbart. Da Frank kein Auto besitzt und die Verkehrsanbindungen bei ihm im Dorf sehr schlecht sind, wird ein Treffen bei einem gut erreichbaren Ort mit Frank vereinbart. Beim Erstgespräch wird Frank die Ausstiegsberatung Distance Ausstieg Rechts und deren Leitlinien vorgestellt. Das Erstgespräch, wie auch die weiterführenden Gespräche, werden mit Einverständnis von Frank transparent dokumentiert.
Die Anonymität, die Datenerfassung und die Aufklärung über das Zeugnisverweigerungsrecht werden im Gespräch aufgegriffen, damit Frank ausreichend informiert ist.Nun kann Frank sein Anliegen und seine aktuelle Situation schildern. Darauf aufbauend können aktuelle Wünsche, Vereinbarungen zwischen Frank und der Berater*innen, die weiteren Schritte und mögliche Beratungsziele formuliert und dokumentiert werden. Dadurch wird ein Überblick für beide Seiten geschaffen, die nach Bedarf wieder aufgegriffen, erweitert oder verändert werden können. Nach dem Erstgespräch gibt es eine Bedenkzeit, in der Frank in Ruhe entscheiden kann, ob er von Distance – Ausstieg Rechts begleitet werden möchte.
Nach dem Erstgespräch können in unterschiedlichen Abständen und nach terminlicher Absprache neue Termine nach und nach vereinbart werden. Hier wird auf die täglich wechselnde Arbeitszeit von Frank eingegangen, um eine reibungslose Terminfindung gewährleisten zu können.Bei Franks erstem und zweiten Kennlerngespräch mit den Berater:innen von Distance - Ausstieg Rechts konnte er erst einmal seine Biographie erläutern und über bestimmte Themenpunkte, die ihn gerade beschäftigten, sprechen. Hier wurden essenzielle Beratungsschwerpunkte gesetzt, um Franks weitere Lebensumstände zu regeln und ggf. ihn aus gefährlichen Szenekontexte herauszunehmen.
Weitere lebensverändernde Maßnahmen, wie bspw. eine anstehende berufliche Umorientierung oder Veränderung des sozialen Umfeldes, wurden mit Frank durchgesprochen und festgelegt. Außerdem wurde Frank die Möglichkeit geboten eigene wichtige Themenschwerpunkte festzulegen, die in den nächsten Beratungsterminen aufgegriffen werden. Zudem wird ein sogenannter Zeitstrahl zusammen mit Frank erstellt, der die eigene Geschichte entflechtet und dadurch reflektiert. Dadurch können Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart gegeben werden, die Aufschlüsse über die Gegenwart und ggf. auch die Zukunft geben können. Durch die detailliert erarbeitete Beschreibung des Lebens des Klienten, können zudem weitere Ziele für die Zukunft erarbeitet und formuliert werden. Hierzu zählt bspw. eine rassistisch motivierte Situation, in der Frank während seiner Szenezugehörigkeit involviert war.
Es wurden von ihm und seinen Kameraden eine Gruppe von migrantisch gelesenen Jugendlichen hinterrücks auf einem öffentlichen Platz attackiert und lebensgefährlich verletzt. Diese Situation möchte er mit uns besprechen und seine hier vertretenden rassistischen Ansichten, die durch Ideologiearbeit innerhalb der Beratung aufgearbeitet werden, reflektieren. Die Ansichten möchte er hinterfragen und neue Ansichten und Überzeugungen selbstständig mit Hilfe der Berater*innen etablieren. Als Frank einen ersthaften Streit mit seiner Freundin hat, der zu dem Zeitpunkt für ihn spürbare Schwierigkeiten, wie eine vorrübergehenden Wohnungslosigkeit nach sich zogen, wurde er rückfällig und quartierte sich übergangsweise bei einem „ehemaligen“ Kameraden ein.
Bei einem Treffen der Kameradschaft jedoch wurde Frank in einen Streit mit seinen Kameraden verwickelt, da diese Gerüchte von seinem mutmaßlichen Ausstieg mitbekommen haben. Frank überlebte diese Auseinandersetzung nur durch das Eingreifen von Polizeikräften, die durch Zivilisten auf die brutale Schlägerei aufmerksam gemacht wurden. Nach dieser Auseinandersetzung erreichte Frank einen weiteren Punkt, der ihn dazu brachte, sich mit seiner Freundin aussprechen und die Beratung bei Distance - Ausstieg Rechts erneut aufzunehmen.
Diese wurde selbstverständlich weitergeführt. Die Berater:innen und Frank entscheiden gemeinsam, dass es für Frank und seine Familie besser wäre in eine andere Stadt zu ziehen, um das gewalttätige Umfeld der Szene hinter sich zu lassen und dort besser geschützt zu sein. Mit Unterstützung der Berater:innen kann Frank in der neuen Stadt eine Wohnung und eine neue Arbeit finden. Mittlerweile ist sein Sohn auf der Welt und er und seine Freundin haben sich einen neuen, kleinen Freundeskreis aufgebaut. Frank befindet sich weiterhin freiwillig in der Beratung bei Distance – Ausstieg Rechts.
Während unserer täglichen Arbeit bekommen wir bestimmte Fragen häufig gestellt. Damit du sofort eine Antwort hast, haben wir dir die häufig gestellten Fragen zusammengestellt.
Mit unserem Angebot sprechen wir Personen an, die mit extrem rechten Szenen sympathisieren oder sich als ein Teil dieser verstehen. Außerdem sprechen wir Multiplikator:innen an, die sich mit dem Themenbereich auseinandersetzen/auseinandersetzen wollen oder mit Personen arbeiten, die uns vermittelt werden könnten.
Eine Begleitung durch Distance ist prinzipiell auch während eines (Straf-)Verfahrens möglich, allerdings haben wir als zivilgesellschaftliches Ausstiegsprogramm kein Zeugnisverweigerungsrecht.
Das bedeutet, dass wir, um die Beziehung zu unseren Klient:innen nicht zu belasten, keine Themen in Zusammenhang mit dem Verfahren bearbeiten können, bis dieses abgeschlossen ist.
Leider ist eine Betreuung durch Distance erst nach Haftentlassung möglich, da wir unsere Arbeit nicht in Justiz-Vollzugsanstalten anbieten können.
Wir werden den Ausstieg eines/einer Klient:in niemals gegenüber Dritten kommunizieren. Das bedeutet, dass wir den Ausstieg eines Beratungsnehmers nicht öffentlich machen und auch nicht mit Sicherheitsbehörden oder anderen besprechen, wenn dies nicht durch die beratungsnehmende Person gewünscht ist.
Ein klares Nein. Daten werden von uns an niemanden weitergegeben. Alles was wir innerhalb der Beratungen besprechen, bleibt innerhalb des Teams von Distance Ausstieg Rechts und wird nicht nach außen getragen.
Wir geben keine Informationen aus Gesprächen oder anderen Kontakten an Sicherheitsbehörden oder Dritte ohne Einverständnis der Beratungsnehmer weiter.
Wir haben ein großes Netzwerk an Multiplikator:innen und anderen Hilfsangeboten. Das sind Personen, die uns in gewissen Themen unterstützen können, wenn der/die Beratungsnehmer:in damit einverstanden ist.
Beispielsweise bei der Weiterleitung an Psychotherapeut:innen, Schuldnerberatungen oder ähnliches. Diese erhalten von uns aber keine weiteren Informationen und werden nur in Absprache mit dem/der Beratungsnehmer:in auf freiwilliger Basis hinzugezogen.
Im Erstgespräch werden zuallererst grundlegende Informationen/Hinweise mitgeteilt. Dabei handelt es sich um die Übersicht über unser Programm, unsere Arbeitsweise, unsere Datenerfassung, die Aufklärung über das Zeugnisverweigerungsrecht und die generelle erste Kontaktaufnahme.
Hierbei kann es sich um einen ersten Eindruck über die Situation des/der Beratungsnehmenden handeln und eventuell die damit verbundene erste Einschätzung über die Gefährdungslage des/der Beratungsnehmenden. Zudem können mögliche Beratungsziele oder Wünsche festgehalten werden, die der/die Beratungsnehmer:in mitbringt.
Nach dem Erstgespräch bekommt der/die Beratungsnehmer:in und auch die Beratenden erst einmal Zeit, um über eine zukünftige Zusammenarbeit nachzudenken. Ein Erstgespräch dauert ca. 60 Min.
Ein Umzug ist für die Beratung durch Distance – Ausstieg Rechts nicht verpflichtend. Wenn Sie den Wunsch haben, aus ihrer Umgebung wegzuziehen, unterstützen wir Sie sehr gerne bei der Umsetzung. Bei Beratungsnehmenden, die noch keinen Umzug in Betracht gezogen haben und bei denen wir eine Gefahrenlage erkennen können, geben wir unsere Einschätzung und beraten diese gerne.